Alte Liebe rostet nicht – Meine Uhrensammlung

Eine mechanische Uhr ist völlig überflüssig, jedes Smartphone erledigt alle denkbaren Aufgaben rund um die Zeitmessung wesentlich effizienter.

Als Alter Weißer Mann entstamme ich dem analogen Zeitalter und möchte trotz iPhone und iPad noch immer nicht auf ein hübsches Gadget am Handgelenk verzichten. 

Allerdings fragen mich auch immer mehr junge Freunde um Rat in Sachen Uhren. Die Hersteller von Luxusuhren schreiben Rekordumsätze und viele begehrenswerte Uhren sind nur schwer zu bekommen. So ganz tot ist das Konzept also doch nicht. 

Wozu eine Uhrensammlung?

Warum besitzt ein erklärter Minimalist und Konsumkritiker gleich mehrere Luxusuhren? Naja, weil ich Freude daran habe!

Doch natürlich auch, weil diese Stücke ihren Wert mindestens erhalten, wenn nicht gar steigern. Über die finanziellen Aspekte habe ich dort geschrieben. Hier stelle ich euch ein paar meiner kleinen Lieblinge vor:

Tudor Black Bay 58

Was trägt Mann zum Stadtbummel in Caracas?

Am besten natürlich überhaupt keine Uhr, doch war die Black Bay meine Wahl. Das sagt auch schon viel darüber aus, warum ich diese “poor man’s Rolex” so schätze: Sie wirkt nicht wie eine Luxusuhr, doch sie hat alles, was eine solche auszeichnet.

Die Black Bay ist eine Hommage an die robusten Arbeitsgeräte professioneller Taucher in den 60er Jahren und weist deren Stilelemente auf.

Die Lünette ist drehbar und erlaubt es eine vergangene Zeitspanne abzulesen. Eigentlich gedacht für Dekompressionsphasen, eignet sich die Funktion auch für Parkuhren. Die große Aufzugskrone ist mit dem Gehäuse verschraubt und trägt damit zur Wasserdichtheit von 200 Metern bei. Das Ganze wird von einem, klassisch gewölbten, kratzfesten Saphirglas abgeschlossen.

Diese Uhr sieht jenen durch James Bond legendär gewordenen Rolex Modellen sehr ähnlich. Bei moderner Funktionalität und zu einen Bruchteil von deren Preis.

Tudor Black Bay Fifty-Eight
Referenz Nummer:79030N
Kaliber:Automatik MT 5402
Gang Reserve:70 Stunden
Gehäusedurchmesser:39 mm
Glas:Saphirglas
Wasserdicht bis:200 Meter
Listenpreis:3.430 €

Omega Speedmaster 60th Anniversary

Eine Legende fürs Handgelenk

Die Omega Speedmaster hat in den 1960er Jahren die strengen Tests der NASA bestanden und es als erste Armbanduhr auf den Mond geschafft. Der Chronograph erschien 1957 und Omega hat zu seinem 60. Geburtstag eine limitierte Neuauflage auf den Markt gebracht.

Wie bei der Tudor schätze ich das Design mit seinen klassischen Elementen und die größere Alltagstauglichkeit einer modern gefertigten Uhr. Eine Ur-Version der CK 2915 wäre eine sechsstellige Summe wert und ein Fall für den Tresor. An dieser Speedmaster kann ich mich wesentlich entspannter freuen.

Designklassiker des 20 Jahrhunderts

Die Omega Speedmaster fehlt denn auch in keinem ernsthaften Buch über das Design des 20. Jahrhunderts.

Doch anders als die vom Bauhaus inspirierten Uhren eines Max Bill und der ebenso minimalistischen Rolex Oyster, ist der Omega Chronograph mehr als ein schlichter Zeitmesser. Er kann die verstrichene Zeit zählen und wird damit zum Werkzeug für Rennfahrer und Flieger, sogar Astronauten.

Das gab es natürlich auch schon früher, doch waren solche Uhren noch ein teuerer Luxus. Mit der Speedmaster begann ihre Verbreitung in großen Serien und damit verbundenen günstigen Preisen. Ein Freund kaufte seine Omega Speedmaster MKII im Jahr 1972 für 320 D-Mark, er trägt sie noch heute!

Wie die klassische Mondfahrer-Uhr muss auch meine moderne Version spätestens jeden zweiten Tag aufgezogen werden. Leider ist die Schönheit dieses klassischen Uhrwerks von einem fest verschraubten Boden verdeckt.

Diese Uhr ist kein Arbeitspferd

Die Rückbesinnung auf das Design der späten 1950er Jahre ist in Bezug auf die Alltagstauglichkeit ein Rückschritt. Diese Uhr will vorsichtig behandelt werden. Nicht umsonst sind gut erhaltene Exemplare aus den 1960ern fast nicht mehr zu finden.

Besonders die fein gearbeitete Lünette mit der Tachygraphen Skala ist ziemlich empfindlich. Ich weiß nicht einmal, wo und wie ich ihr die Macken zugefügt habe, die sie inzwischen aufweist. Auch das schön gewölbte Glas ist aus klassischem Hesalit- Kunststoff gefertigt und verkratzt dementsprechend leicht.

Hinzu kommt, dass die alte neue Speedy auch nicht wirklich wasserdicht ist. Weder die Aufzugskrone, noch die Drücker des Chronographen sind mit dem Gehäuse verschraubt und pumpen gnadenlos Wasser ins Gehäuse, wenn sie versehentlich unter Wasser betätigt werden.

Da passt es ganz hervorragend, dass die 60-Jahre Edition mit einem Werkzeug zum Bandwechsel und zwei Armbändern geliefert wird. Am antik anmutenden Nubuk-Lederband getragen, finde ich die Speedy am schönsten – und zum Geschirrspülen trage ich eben eine andere Uhr.

Omega Speedmaster 60th Anniversary
Referenz Nummer:311.10.39.30.01.001
Kaliber:Handaufzug Omega 1861
Gang Reserve:48 Stunden
Gehäusedurchmesser:38,6 mm
Glas:Saphirglas
Wasserdicht bis:60m
Listenpreis:6.900 € (ausverkauft)

Omega Seamaster 300 60th Anniversary

Neue Technik im alten Gewand

Auch die Seamaster ist eine Neuauflage einer klassischen Omega von 1957 und wurde gemeinsam mit dem Chronographen zum 60. Jahrestag ihrer Vorstellung neu aufgelegt. Auch hier wieder Auf 3557 Stück limitiert. Das sind immer noch eine ganze Menge, doch sind der Verbreitung wenigstens gewisse Grenzen gesetzt.

Im Gegensatz zur fragilen Speedmaster macht diese Uhr einen wirklich robusten Eindruck. Dank verschraubter Krone und massivem Gehäuse ist sie bis zu 200 Metern Tiefe wasserdicht. Die geriffelte Lünette ist zwar nicht ganz so massiv, wie jene an der Tudor Black Bay, sollte einen normalen Alltagsbetrieb jedoch auch unbeschadet überstehen. Das gewölbte Saphirglas verspricht ebenfalls hohe Kratzfestigkeit.

Hier kommt eine moderne Uhr mit all ihren Vorzügen im charmanten Vintage-Look daher.

Feinste Technik

Über die künstlich auf “alt” getrimmten Zeiger und Stundenmarker kann man sich streiten, ich finde es etwas unecht. Im Dunkeln leuchten sie nämlich kräftig grün, wie das modernes Super-Luminova eben tut.

Omega hat der Neuauflage der alten CK 2913 das feine Manufakturkaliber 8806 spendiert. Es wartet mit der von Omega entwickelten Co-Axial Hemmung und einer Silikon Spirale auf. Es widersteht außerdem Magnetfeldern bis zu 15.000 Gauss Stärke. Ist das wichtig? Naja, Handystrahlung wird diese Uhr jedenfalls nicht beeinflussen.

Das wäre auch schade, denn das Teil läuft mit rund 2 Sekunden Abweichung pro Tag. Das ist weit besser, als es die Chronometer Spezifikation verlangt und die Seamaster ist damit meine genaueste Uhr.

Omega Seamaster 60th Anniversary
Referenz Nummer:234.10.39.20.01.001
Kaliber:Automatik Omega 8806
Gang Reserve:55 Stunden
Gehäusedurchmesser:39 mm
Glas:Saphirglas
Wasserdicht bis:300 m
Listenpreis:6.800 €

Rolex Oyster Perpetual Explorer

Eine für Alles

Wenn ich nur eine einzige Uhr haben dürfte, würde mir die Wahl schwerfallen zwischen der Explorer und der Tudor Black Bay. Diese Rolex ist robust genug für jede Lebenslage und elegant genug für jeden Anlass. Mehr braucht es nicht.

Auch die Explorer hat es hoch hinaus geschafft. Zwar nicht bis zum Mond, doch immerhin auf den Gipfel des Mount Everest. Hillary und Tensing trugen diese Uhren 1953 bei der Erstbesteigung des höchsten Berges der Welt.

Noch ein Designklassiker…

Die Rolex Explorer ist an Schlichtheit kaum zu überbieten, abgesehen von dem inzwischen etwas zu groß geratenen Schriftzug. Dennoch fühlt sich diese Uhr grundsolide und hochwertig an. Jedes Detail an Rolex Uhren wurde nicht nur einmal durchdacht, sondern eben über Jahrzehnte hinweg konsequent verbessert.

Es ist eine Mischung aus schweizerischer Präzision, solidem Design und, durchaus langsamer, Konstanz in der Weiterentwicklung. Deswegen begeistern Rolex Uhren ihr Publikum wie kein anderer Uhrenhersteller. Die Explorer und die einfachen Oyster Modelle verkörpern diese Philosophie der Solidität in Reinkultur.

Rolex Oyster Perpetual Explorer
Referenz Nummer:214270
Kaliber:Automatik 3132
Gang Reserve:48 Stunden
Gehäusedurchmesser:39 mm
Glas:Saphirglas
Wasserdicht bis:100 m
Listenpreis:6.000 €

Rolex Oyster Perpetual Date GMT Master II

Gimme da bling!

Lange Zeit fand ich Uhren aus Stahl und Gold immer ein wenig “Möchtegern”. Bis ich diese hier gesehen habe und bei meinem Juwelier noch etwas Umsatz machen musste. Die spezielle Kombination von Stahl mit Roségold und der zweifarbigen Lünette in braun und schwarz hat es mir angetan. Allerdings muss ich ehrlich zugeben, dass das Teil schon sehr „blingt“. Definitiv nix für den Stadtbummel in Manila.

Ein Werkzeug für Vielflieger

Wie spät ist ist es gerade auf den Philippinen? Nun, es ist 7 Stunden später als bei uns. Also muss ich die Lünette um sieben Schritte gegen den Uhrzeigersinn drehen und sehe sofort, dass der Zeiger mit dem Dreieck bei der 17 steht. Also fünf Uhr Nachmittags.

Ich habe mir angewöhnt, meine Uhr immer bereits beim Abflug auf die Zeit am Ankunftsort zu stellen. So kann ich einfacher ablesen, wie viele Flugstunden ich noch absitzen muss.

Wenn ich bald in meinen Flieger nach Bangkok steige, werde ich den Stundenzeiger der GMT separat um sechs Stunden weiterdrehen. Die Einstellung der Minuten und Sekunden bleibt dabei erhalten. Nun wird mir der Zeitzonenzeiger die Zeit in Madrid auf der Lünette anzeigen.

Nice to have

In Zeiten von Smartphones braucht kein Mensch mehr eine Uhr für zwei Zeitzonen, doch wie ich eingangs schrieb, bräuchte ich gar keine Uhr mehr. Immerhin macht diese Reiseuhr wesentlich mehr Sinn, als meine beiden Taucheruhren. Ich tauche nämlich nie, fliege aber oft.

Rolex Oyster Perpetual Date GMT Master II
Referenz Nummer:126711 CHNR
Kaliber:Automatik 3185
Gang Reserve:70 Stunden
Gehäusedurchmesser:40 mm
Glas:Saphirglas
Wasserdicht bis:100 m
Listenpreis:13.000 €

Was kommt als Nächstes?

Uhren sind kleine Gegenstände, doch die Verpackungen mit denen die exorbitanten Preise gerechtfertigt werden sollen, brauchen ganz schön viel Platz. Den habe ich nicht.

Ganz abgesehen davon, fällt mir auch keine Uhr ein, die ich unbedingt (noch einmal) haben wollte. Ich hatte früher eine ziemlich umfangreiche Sammlung. Das, was ich euch hier gezeigt habe, ist das Resultat einer langen Entdeckungsreise durch die wunderbare Welt der mechanischen Uhren.

Mehr brauche ich nicht, eher sogar weniger.

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