Wer hat Angst vorm digitalen Euro?

Zeitplan und offizielle Pläne zur Einführung
Die Europäische Zentralbank (EZB) untersucht bereits seit 2021 die Möglichkeit eines digitalen Euro. Aktuell befindet sich das Projekt in einer Vorbereitungsphase, die am 1. November 2023 begonnen hat und etwa zwei Jahre dauern soll . In dieser Phase werden u.a. ein Regelwerk erarbeitet, technische Lösungen erprobt und die Einbindung von Banken als Betreiber der Infrastruktur vorbereitet .
Entscheidend ist: Eine förmliche Entscheidung zur Einführung des digitalen Euro ist noch nicht gefallen.
Nach Abschluss der Vorbereitungsphase (voraussichtlich Ende 2025) wird der EZB-Rat entscheiden, ob er in die nächste Phase übergeht, die den Weg für eine mögliche spätere Ausgabe ebnet . Selbst dann bedürfte es noch eines gesetzlichen Rahmens durch die EU-Gesetzgeber, bevor ein digitaler Euro tatsächlich herausgegeben werden kann .
Gerüchte, der digitale Euro würde bereits „im Herbst dieses Jahres“ eingeführt, entbehren daher der Grundlage. Der Zeitraum betraf lediglich das Ende der Untersuchungsphase, nicht eine sofortige Einführung.
Technische und wirtschaftliche Merkmale des digitalen Euro
Der digitale Euro soll als elektronisches Äquivalent zu Bargeld dienen – also digitales Zentralbankgeld, das von der EZB ausgegeben wird und jederzeit zum Nennwert (1:1) in Euro-Bargeld oder Bankguthaben umtauschbar ist.
Wichtig: Er ersetzt Bargeld nicht, sondern ergänzt es: Euro Banknoten und Münzen bleiben weiterhin gesetzliches Zahlungsmittel. Bankguthaben bleiben unberührt.
Geplant ist ein zweistufiges System: Die EZB stellt den digitalen Euro bereit, verteilt ihn aber nicht direkt an Bürger. Stattdessen sollen Banken und Zahlungsdienstleister als Intermediäre fungieren, die den digitalen Euro an Endnutzer weitergeben, Konten/Wallets führen und KYC sowie Geldwäschekontrollen durchführen. Technisch wird noch untersucht, ob eine konventionelle Datenbank oder Distributed-Ledger-Technologie (Blockchain) verwendet wird – hier ist noch keine Entscheidung gefallen.
Aus Nutzersicht soll der digitale Euro vor allem für den täglichen Zahlungsverkehr dienen – beispielsweise für Einkäufe im Geschäft, Online-Shopping, Überweisungen von Person-zu-Person und auch Zahlungen an staatliche Stellen . Eine Offline-Funktion ist vorgesehen: Nutzer könnten auch ohne Internetverbindung bezahlen (z.B. via Smartphone-Chip), wobei die Transaktionsdaten dann nur den beteiligten Parteien bekannt sind . Solche Offline-Zahlungen wären in puncto Privatsphäre etwa so geschützt wie Bargeld, da keine zentrale Stelle sie in Echtzeit verfolgt . Generell betonen EZB und Finanzministerium, dass der Schutz der finanziellen Privatsphäre ein zentrales Ziel bei der Ausgestaltung ist . So sollen persönliche Daten der Nutzer nicht bei der EZB landen; für alltägliche Kleinbeträge wird über anonyme oder pseudonyme Lösungen nachgedacht, während bei größeren Beträgen natürlich geltende Vorschriften zur Geldwäsche eingehalten werden müssen .
Aus wirtschaftlicher Sicht ist geplant, dass der digitale Euro wie Bargeld zinsfrei ist (d.h. keine Verzinsung der Guthaben) . Dadurch bleibt er primär ein Zahlungsmittel und kein Anlagekonto, was das Risiko verringert, dass massenhaft Bankeinlagen abgezogen werden, um in CBDC umzuschichten. Die Grundfunktionen des digitalen Euro (etwa Bezahlen, Überweisen) sollen für Verbraucher kostenfrei sein , ähnlich wie die Nutzung von Bargeld kostenlos ist. Zudem soll ein digitaler Euro den Euro-Ländern eine weitere innovationsfördernde Zahlungsmöglichkeit geben und die Souveränität Europas im Zahlungsverkehr stärken – sprich, eine europaweite Lösung unter europäischer Kontrolle bieten .
Alternativen zu einer digitalen Zentralbankwährung
Statt einer eigenen CBDC könnte man sich auf bestehende private Digitalwährungen verlassen – etwa auf Stablecoins, also privat emittierte digitale Tokens, die 1:1 an den Euro gebunden sind. Solche Stablecoins existieren bereits (z.B. von Tech-Firmen oder Banken). Allerdings hängt ihre Stabilität und Zuverlässigkeit von der jeweiligen Emittentin ab, und Nutzer müssen dieser privaten Stelle vertrauen, dass der Wert gedeckt ist . Zudem könnten private Anbieter Transaktionsdaten zu kommerziellen Zwecken nutzen , während beim digitalen Euro strenge Datenschutzauflagen gelten würden. Auch Kryptowährungen wie Bitcoin sind Alternativen für digitale Zahlungen, sind aber hochvolatil und keine offiziellen Währungen.
Eine andere Alternative ist die Optimierung des bestehenden Zahlungsverkehrs: Etwa durch europaweite Instant-Payment-Lösungen, mobile Bezahldienste oder die Förderung nationaler E-Geld-Angebote. Diese existieren zum Teil bereits (z.B. PayPal, Kartenzahlungen, Überweisungen in Echtzeit). Allerdings sind viele dieser Dienste in der Hand nicht-europäischer Konzerne, fragmentiert nach Ländern und nicht überall einsetzbar .
Ohne digitalen Euro bliebe der euroraumweite digitale Zahlungsverkehr also stark von externen Anbietern abhängig. Kurz gesagt: Die Alternative zur CBDC wäre, alles beim Alten zu belassen, oder privaten Lösungen den Vortritt zu lassen. Hier werden jedoch Risiken für die finanzielle Souveränität Europas Abhängigkeit von ausländischen Zahlungsdienstleistern als Argument ins Feld geführt.
Nicht zu leugnen: Der digitale Euro ist tatsächlich ein weiterer Schritt zu einem Euro-Faschismus.
Programmierbares Geld und Social Credit System
Rund um den digitalen Euro kursieren diverse Behauptungen. Oft genannt wird, der digitale Euro sei als „programmierbares Geld“ geplant – also Geld, das mit Verwendungsbeschränkungen versehen werden könne (etwa zeitlich begrenzt gültig oder nur für bestimmte Zwecke ausgebbar). Damit einher geht die Befürchtung einer totalen Kontrolle:
Der Staat könnte jede Transaktion verfolgen und unerwünschtes Verhalten sanktionieren, ähnlich einem Social Credit System nach chinesischem Vorbild.
Vereinzelt wurde sogar behauptet, der digitale Euro ebne den Weg zu einem europäischen Punktesystem, bei dem Bürger für „gutes“ oder „schlechtes“ Finanzverhalten bewertet werden. Diese Spekulationen schüren Ängste, haben aber keine Grundlage in den tatsächlichen Plänen.
Fakt: Die EZB hat explizit klargestellt, dass ein digitaler Euro keinesfalls „programmierbares Geld“ sein wird . Programmierbares Geld im Sinne von zweckgebundenen Gutscheinen (also mit Einschränkungen, wo, wann oder bei wem man es ausgeben kann) ist vom Eurosystem strikt ausgeschlossen .
Warum? Weil ein Euro immer ein Euro bleiben muss – frei konvertibel und universell einsetzbar, genau wie Bargeld . Wäre ein digitaler Euro nur eingeschränkt nutzbar, würde er faktisch kein gleichwertiger Euro mehr sein. Daher wird der digitale Euro genau wie heutiges Geld ohne vorgeschriebene Verwendungszwecke ausgegeben.
Auch die Social-Credit-Behauptung entbehrt jeder Grundlage. Chinas Social Credit System wird in westlichen Debatten oft drastisch dargestellt – als allumfassende Überwachungs- und Bewertungsmaschinerie. Tatsächlich existiert in China zwar ein solches System, es ist aber kein einheitlicher „Bürger-Score“ für jeden, sondern ein ziemlich fragmentierter Ansatz, der vor allem Unternehmen und konkrete Vertragsbrüche ins Visier nimmt .
Die gängige Vorstellung eines persönlichen Punktestands für jeden Bürger ist eher ein „Schreckgespenst“ als Realität . Weder in China noch sonstwo wird der Geldumlauf direkt mit einem Verhaltens-Bewertungssystem verknüpft, und schon gar nicht ist so etwas in Europa geplant.
Die EU arbeitet im Gegenteil an strengen Regeln gegen missbräuchliche Überwachung – etwa soll KI-gestütztes Social Scoring in der EU verboten werden. Beim digitalen Euro liegt der Fokus auf Datenschutz und Datensparsamkeit. Wie oben erwähnt, sollen personenbezogene Transaktionsdaten nicht von der EZB eingesehen werden können .
Es gibt also keine Hinweise darauf, dass ein europäisches Pendant zum chinesischen Social Credit entstehen könnte. Aussagen, der digitale Euro diene der Verhaltenskontrolle der Bürger, lassen sich durch Fakten klar widerlegen: Ziel ist vielmehr, eine zusätzliche, bequeme Bezahloption zu schaffen, ohne die Freiheit der Verbraucher einzuschränken .
Zusammengefasst: „Programmierbares Geld“ im Sinne einer zentral gesteuerten Einschränkung ist nicht vorgesehen – der digitale Euro wird frei verwendbar sein wie jede andere Euro-Einheit.
Ein Social Credit System nach chinesischem Muster steht in Europa weder zur Debatte noch wäre es mit unseren Gesetzen vereinbar. Hierzu passt, dass die EZB immer wieder betont, dass Vertrauen und Akzeptanz nur durch Wahrung von Privatsphäre und Freiheitsrechten erreicht werden können .
Die kursierenden Verschwörungstheorien halten einer sachlichen Prüfung nicht stand. Jedenfalls bisher nicht!
Auswirkungen auf das Bankwesen und die Kreditvergabe
Die Einführung eines digitalen Euro würde das Finanzsystem zwar verändern, wird jedoch bewusst so gestaltet, dass traditionelle Banken weiterhin ihre wichtige Rolle spielen. Geschäftsbanken sind heute die Hauptakteure bei Einlagen und Krediten – sie nehmen Kundeneinlagen entgegen und leiten diese als Kredite in die Wirtschaft. Dabei dürfen die Institute bis zum Zehnfachen der Kundeneinlagen als Kredite vergeben. Sie schaffen damit Geld aus dem Nichts. Das so genannte Giralgeld.
Ohne Steuerungsmaßnahmen würde ein CBDC zu Abflüssen führen. Da der digitale Euro direkt von der Zentralbank ausgegeben wird, gilt er als praktisch risikofrei. In Krisenzeiten könnten Sparer versucht sein, ihr Geld aus unsicheren Bankkonten abzuziehen und in digitale Euro zu tauschen – was im Extremfall Liquiditätsprobleme für Banken verursachen kann. Das ist ein schöner Euphemismus für: die Blase würde platzen!
EZB und Bankenaufseher sind sich dieses Risikos bewusst und planen von vornherein Gegenmaßnahmen. Zentralbanken weltweit diskutieren etwa Halteobergrenzen für CBDC. Auch für den digitalen Euro ist vorgesehen, dass einzelne Nutzer nur eine bestimmte Höchstsumme an digitalen Euro halten können, eben jene diskutierten €3.000 pro Person.
Damit bleibt der digitale Euro primär ein Zahlungsmittel für den Alltag (ähnlich dem Bargeld, das man im Portemonnaie hat), während größere Ersparnisse weiterhin auf Bankkonten liegen würden.
Solche Begrenzungen würden übermäßige Abflüsse von Bankeinlagen verhindern, selbst im Fall eines Bankenkrisis, weil niemand unbegrenzt in CBDC flüchten kann .
Darüber hinaus ist ein automatisches “Wasserfall”-Mechanismus im Gespräch: Wenn jemand eine Zahlung erhält, die die CBDC-Obergrenze überschreitet, würde der überschüssige Betrag automatisch auf ein verknüpftes Bankkonto umgeleitet werden. Umgekehrt könnte bei Zahlungen ein fehlender Betrag automatisch vom Bankkonto in die digitale Geldbörse nachfließen . Dadurch bleibt die Handhabung nahtlos – der Nutzer merkt kaum, dass eine Grenze existiert, und die Banken behalten einen Großteil der überschüssigen Liquidität auf den Konten.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Der digitale Euro wird voraussichtlich unverzinst sein. Bankeinlagen können dagegen Zinsen abwerfen. Das bedeutet, Kunden hätten weiterhin einen Anreiz, größere Summen auf verzinsten Sparkonten zu belassen, anstatt alles in zinslose digitale Euros umzuschichten – insbesondere in normalen Zeiten ohne akute Krisen. Damit schützen Zinsdifferenzen und Obergrenzen das Geschäftsmodell der Banken.
Die EZB hat ausdrücklich betont, dass sie die zentrale Rolle der Banken in der Kreditversorgung erhalten will . Banken sollen auch in einem digitalen Eurosystem die Kunden betreuen, Zahlungen abwickeln und Kredite vergeben – das soll durch das Design nicht untergraben, sondern eher unterstützt werden. Beispielsweise können Banken eigene Wallet-Angebote für den digitalen Euro integrieren und eventuell neue Dienstleistungen darum entwickeln .
Es wird also im Großen und Ganzen alles beim Alten bleiben, der Euro CBDC ist nichts weiter als eine bessere Geldkarte für kleine Transaktionen. Das Eigenheim und das neue E-Auto werden weiterhin von den Banken finanziert werden.
Analyse des digitalen Yuan (e-CNY) in China
China ist bei staatlichem Digitalgeld Vorreiter: Der digitale Renminbi (e-CNY, oft digitaler Yuan genannt) befindet sich seit 2020 in fortgeschrittenen Pilotprojekten. Mittlerweile wurde der e-CNY in 26 Städten getestet, darunter Metropolen wie Shenzhen, Shanghai und Peking. Die Reichweite wächst stetig – bis Anfang 2022 hatten bereits über 260 Millionen Chinesen eine e-CNY-Brieftasche eröffnet .
Allerdings war das tatsächlich umlaufende Volumen an digitalem Yuan mit rund 13,6 Milliarden RMB recht gering – das entspricht nur etwa 0,13% des gesamten Bargeldumlaufs in China . Seitdem hat die Nutzung deutlich zugenommen: Bis Mitte 2024 summierte sich das Transaktionsvolumen auf rund 7 Billionen Yuan (knapp 1 Billion US-Dollar). Das zeigt, dass der digitale Yuan in immer mehr Alltagsbereichen verwendet wird – von öffentlichen Verkehrsmitteln über den Einzelhandel bis hin zu Steuerzahlungen und Löhnen in Pilotregionen. Die chinesische Regierung integriert e-CNY schrittweise in ihr Zahlungssystem, um Erfahrungen zu sammeln und die Akzeptanz zu steigern.
Akzeptanz bei Bevölkerung und Unternehmen
Die Resonanz in der Bevölkerung ist bislang gemischt. Einerseits wurden Hunderte Millionen Wallets eingerichtet – oft begünstigt durch staatliche Anreize wie Lotterien (sogenannte „roter Umschlag“-Aktionen, bei denen Bürger kostenlos digitale Yuan erhalten haben). Andererseits nutzen viele Chinesen den e-CNY noch selten im Alltag, da bestehende Bezahlsysteme äußerst bequem und verbreitet sind. Dienste wie Alipay und WeChat Pay dominieren den chinesischen Zahlungsverkehr mit über 90% Marktanteil . Sie sind seit Jahren etabliert und werden von über einer Milliarde Menschen genutzt . Gegen diese Konkurrenz tut sich der digitale Yuan noch schwer – Experten stellen fest, dass die Nutzungszahlen trotz vieler Nutzerkonten relativ niedrig bleiben und e-CNY mit der eingeführten Wallet-Infrastruktur konkurriert . Die Regierung versucht dem entgegenzuwirken, indem sie neue Anwendungsfälle schafft (z.B. Bezahlung von öffentlichen Gebühren mit e-CNY) und die Integration in populäre Apps erlaubt. So kann man inzwischen den e-CNY auch innerhalb von WeChat Pay nutzen, was die Alltagstauglichkeit erhöht.
Unternehmen – vom kleinen Straßenhändler bis zur großen Ladenkette – wurden in den Pilotstädten in großer Zahl eingebunden. Über 5,6 Millionen Händler hatten sich bis 2022 registriert, um digitale Yuan akzeptieren zu können . Viele größere Einzelhändler sowie Franchise-Filialen (McDonald’s, Starbucks etc. in Pilotgebieten) unterstützen e-CNY-Zahlungen. Die technische Hürde ist relativ niedrig, da die Abwicklung oft über QR-Codes erfolgt, ähnlich wie bei Alipay/WeChat. Insgesamt scheint die Bereitschaft der Händler hoch zu sein, zumal staatliche Stellen die Implementierung fördern und teilweise subventionieren. Für die Unternehmen ist der digitale Yuan eine weitere Zahlungsmethode – solange genug Kunden damit zahlen wollen, richten sie sich darauf ein.
Bislang bleibt das Transaktionsvolumen aber im Vergleich zu traditionellen Apps gering, sodass viele Händler nur gelegentlich e-CNY-Zahlungen verbuchen. Die Akzeptanz kann als moderat beschrieben werden: Die Infrastruktur und Bereitschaft sind da, die regelmäßige Nutzung durch Konsumenten ist noch am Entwickeln.
Verbindung zum Social Credit System
Immer wieder wird spekuliert, ob Chinas digitaler Yuan mit dem Social Credit System (SCS) des Landes verknüpft ist oder künftig zur Verhaltenskontrolle dienen könnte. Faktisch gibt es keine offiziellen Hinweise, dass Transaktionsdaten aus e-CNY-Transfers direkt in persönliche Sozialbewertungen einfließen. Das chinesische Social-Credit-System überwacht vor allem vertragsbrüchiges Verhalten (z.B. Nicht-Zurückzahlen von Schulden, Gerichtsurteile) und sanktioniert dies durch Einschränkungen (etwa Flug- oder Zugverbote für „Diskreditierte“) – es handelt sich primär um eine Verwaltung von Bonitäts- und Zuverlässigkeitsdaten, nicht um eine allumfassende Bürgerzensur .
Die Einführung des digitalen Yuan ändert daran zunächst nichts Grundlegendes. Zwar ist der e-CNY weniger anonym als Bargeld – Transaktionen werden in zentralen Systemen erfasst – aber die chinesische Zentralbank betont ein Prinzip der „kontrollierbaren Anonymität“. Das bedeutet, gewöhnliche Transaktionen sollen einen hohen Datenschutz genießen, während bei Verdacht auf illegale Aktivitäten Behörden Einblick nehmen können. In der Praxis verfügt China durch seine bestehenden digitalen Zahlungsanbieter ohnehin schon seit Jahren über detaillierte Zahlungsdaten der Bürger (Alipay und WeChat Pay teilen relevante Daten mit staatlichen Stellen). Der digitale Yuan zentralisiert diese Daten zwar bei der Notenbank, doch es gibt bisher keine Anzeichen, dass daraus ein neues Bewertungssystem für Bürger abgeleitet wurde.
Im Klartext: Der digitale Yuan dient vorrangig dazu, den Zahlungsverkehr zu modernisieren und die Abhängigkeit von privaten Tech-Firmen zu reduzieren, nicht dazu, das Verhalten aller Bürger zu bestrafen oder zu belohnen.
Natürlich erhöht ein staatliches digitales Zahlungsmittel die Möglichkeiten der Überwachung – jede digitale Transaktion kann prinzipiell nachvollzogen werden. Allerdings bestehen solche Möglichkeiten im digitalen Zahlungsverkehr Chinas schon lange, unabhängig vom e-CNY.
Sollten chinesische Behörden jemanden sanktionieren wollen (z.B. im Rahmen des Social Credit Systems bei schweren Verstößen), können sie dies auch ohne CBDC, etwa indem sie herkömmliche Bankkonten einfrieren. Der digitale Yuan macht es weder leichter noch schwieriger, so etwas durchzusetzen. Eine direkte Verbindung in dem Sinne, dass der Kontostand oder die Ausgaben eines Bürgers automatisch seinen „Social Credit Score“ verändern, ist nicht bekannt.
Zusammenfassend zeigt der Blick nach China: Der digitale Yuan ist bereits hundert Millionen Menschen zugänglich, aber noch keine dominante Bezahlmethode – traditionelle Zahlungsapps überwiegen weiterhin deutlich . Die Behörden arbeiten daran, die Nutzung auszuweiten, indem sie den e-CNY in immer mehr Bereichen anbieten.
Die Bevölkerung nimmt das Angebot zögerlich an: technisches Interesse ist da, aber für viele bietet der e-CNY (noch) keinen großen Mehrwert gegenüber Alipay & Co. Die Unternehmen sind vorbereitet und offen für e-CNY-Zahlungen, nutzen diese aber bislang nebenbei. Und hinsichtlich Social Credit gilt: Zwar ermöglicht die Digitalisierung theoretisch eine umfassende Überwachung des Zahlungsverkehrs, doch ein Kredit- oder Punktesystem auf Basis des e-CNY ist nicht ersichtlich. Im Gegenteil, viele Vorstellungen darüber sind überzeichnet .
Der digitale Yuan ist primär ein finanztechnologisches Projekt – ein Werkzeug der Zentralbank- und Währungspolitik. Seine Einführung liefert Learnings für andere Zentralbanken, inklusive der EZB, die genau beobachten, welche technischen Lösungen funktionieren und wie die Nutzer darauf reagieren.
Die Lehre für Europa ist unter anderem, dass Akzeptanz nur erreicht wird, wenn ein digitaler Euro echten Mehrwert bietet, ohne die Privatsphäre übermäßig zu verletzen – denn andernfalls würden die Menschen, wie in China zu sehen ist, einfach bei den bewährten Zahlungsmitteln bleiben.
Zu den Quellen dieser Analyse:
Ich habe sie mithilfe von ChatGPT Deep Research durchgeführt. Sie stützt sich auf offizielle Verlautbarungen der EZB und des Bundesfinanzministeriums, sowie auf Berichte und Daten zum chinesischen e-CNY-Pilotprojekt. Ich kann alle Aussagen mit Quellenbelegen versehen, um die Mythen und Behauptungen nachvollziehbar zu widerlegen.
Beispielsweise bestätigt das Bundesfinanzministerium, dass eine Entscheidung über den digitalen Euro insgesamt noch aussteht! Und nicht etwa, seine Einführung bereits für den Herbst dieses Jahres vorgesehen ist.
Die EZB selbst stellt klar, dass der digitale Euro nicht als programmierbares Überwachungs-Geld geplant ist.
Daten zum digitalen Yuan stammen u.a. vom Atlantic Council CBDC-Tracker und Berichten wie dem von Intereconomics, die zeigen, dass zwar Millionen den e-CNY getestet haben, er aber im Kontext des gigantischen chinesischen Zahlungsmarktes noch eine begrenzte Rolle spielt. Diese Faktenlage untermauert: Viele Befürchtungen sind übertrieben – sowohl beim digitalen Euro als auch beim digitalen Yuan – und müssen durch sachliche Information ersetzt werden.
Ja, aber das sagen „Sie“ doch immer!
Nichts ist stärker als der Glaube eines hart gesottenen Verschwörungstheoretikers. Doch, wie bei jedem Glauben, fehlt es auch ihm am konkreten Wissen! Ich kann die Kritik an meinen Ausführungen schon voraussehen, da ich mich auf offizielle Quellen beziehe. Doch, außer den offiziellen Quellen gibt es halt nichts als Spekulationen, die zum Teil ganz gezielt dazu dienen, Ängste zu schüren. Ängste verhindern nichts. Ängste sind komplett sinnlose Emotionen und wirken zerstörerisch auf unsere Psyche.
Wir können nicht verhindern, was geschehen soll. Doch meistens stellt es sich heraus, dass die Vermutungen und Befürchtungen viel schlimmer sind als die Realität, die letztlich eingetroffen ist.
Im Falle des digitalen Euro, halte ich die Orwell Visionen auf sehr lange Sicht für unbegründet. Und dafür habe ich ein gewichtiges Argument: Eine Finanzdiktatur, die durch CBDC möglich wäre, würde dem Bankwesen und der Finanzindustrie ihre Existenzgrundlage entziehen. Dieser Komplex stellt jedoch wiederum die Existenzgrundlage der Politik.