Der Zauber von Luang Prabang
Der besondere Zauber von Luang Prabang ergibt sich daraus, dass diese rundum sehenswerte Stadt nicht mit Attraktionen aufwarten kann. Es gibt dort weder Strand, noch Skipisten und auch keine bedeutenden Museen oder Baudenkmäler. Clubbing und Nachtleben? Komplette Fehlanzeige, es bleibt nicht viel mehr übrig als früh ins Bett zu gehen. Dann läßt es sich auch vor Tagesanbruch aufstehen, um bei der allmorgendlichen Almosenparade der Mönche dabei zu sein.
Luang Prabang mit seinen unzähligen Tempeln und Klöstern ist vom Buddhismus geprägt . Mönche gehören zum Straßenbild und die Tore der Klöster stehen für alle Besucher offen. Auch wer nicht buddhistisch eingestellt ist, kann sich dem besonderen Zauber dieses Ortes nicht entziehen.
Überdies ist Laos eine der wenigen verbliebenen sozialistischen Volksrepubliken dieser Welt. Es berührt einen Westmenschen schon etwas seltsam, wenn du überall rote Fahnen mit Hammer und Sichel wehen siehst. Doch ergibt sich aus der Kombination von Sozialismus und Buddhismus eine durchaus charmante Atmosphäre, die ich mal als im besten Sinne konservativ bezeichnen möchte.
Ein großer Teil des Schulsystems liegt, wie im europäischen Mittelalter, in der Hand von Mönchen und ich kann mir schlecht vorstellen, dass diese neben Meditation und Kalligraphie allzu viel Marxismus / Leninismus lehren.
Eine Reise in die Vergangenheit
Dank dieser einzigartigen Mischung fühle ich mich hier wie auf einer Zeitreise. Es gibt wenig Autos, Hunde schlafen friedlich mitten auf der Strasse, Hühner sitzen gackernd auf Gartenzäunen bevor sie irgendwann in einem der vielen Kochtöpfe landen, in denen die leckere Lao Suppe gekocht wird. Wer gerade nicht in einer Hängematte, oder einfach mit verschränkten Armen über die Tischplatte gebeugt, ein Nickerchen macht, bewegt sich langsam, oder sitzt in einem der vielen Cafés längs der Hauptstrasse. Weil es hier nicht viel zu tun gibt, hat man Zeit. Das ist in einer Welt der Produktivität und Effektivität etwas seltenes und kostbares geworden.
Im Zentrum von Luang Prabang steht nicht ein einziges modernes Gebäude. die meisten der Holzhäuser sind unter französischem Einfluss in den 1920er Jahren im typischen Indochina Baustil entstanden. Es gibt keine bunten Firmenschilder, keine ordinäre Außenwerbung, welche die Harmonie des Straßenbildes stören. Alle Schilder müssen aus Holz gefertigt sein und einem bestimmten Stil entsprechen.
Du wirst hier auch weder einen Mc Donalds, Starbucks oder andere Vertreter der amerikanischen Müllkultur finden. Nur Coca Cola hat es geschafft. Bei einem meiner früheren Besuche erzählte man mir, das habe damit zu tun, dass amerikanische Flugzeuge mehr Bomben in die Dschungel von Laos geworfen haben, als im gesamten Weltkrieg auf Deutschland gefallen sind. Davon liegen noch immer 80 Millionen (!) unexplodiert herum. Amerika kümmert es wenig.
Deutschland und Frankreich hingegen geniessen hohes Ansehen und Visa für ihre Bürger kosten 5 Euro weniger. Das ist nett. Das hängt damit zusammen, dass viele führende Lao im verschwundenen sozialistischen Bruderland DDR studiert haben. Frankreich wiederum war eine koloniale Schutzmacht und hat viel für die Entwicklung des Landes getan.
Luang Prabang ist ein Ort zum Verweilen. Mach nicht zu viele Pläne
Wunderbar isolierte Lage
Die geografische Lage trägt ihren Teil zur Ruhe bei. Die Stadt liegt auf einer Landzunge zwischen dem majestätischen Mekong und dem kleineren Namkhang Fluss, ringsum umgeben von hohen, unzugänglichen Bergen. Von der Hauptstadt liegt sie eine Tagereise im Bus entfernt. Ich habe diesen Fehler einmal gemacht und hatte bereits nach der Hälfte des Weges über abenteuerlich kurvige Straßen genug. Fliegen ab Bangkok ist eindeutig vorzuziehen.
Im ersten Bild der Galerie läßt sich die Landzunge gut erkennen, auf der sich alles abspielt. Sie wird von zwei Längsachsen und einer Reihe Querstrassen durchzogen, man kann sich nur schwer verlaufen. Ich empfehle, ein Hotel in diesem Viertel zu wählen. Sie sind teurer als die weitab gelegenen, doch wenn sich in Luang Prabang überhaupt etwas abspielt, dann hier.
Bei meinem jetzigen Aufenthalt habe ich mich jeden Abend über zwei Kilometer Fußweg auf schlecht beleuchteten Straßen geärgert. In der Hauptsaison um Weihnachten waren die besseren Plätze einfach ausgebucht.
Luang Prabang ist auf dem Landweg schwer zu erreichen. Fliege ab Bangkok.
Natürliche Spiritualität in Luang Prabang
Kennst du das Gefühl, wenn dich etwas so berührt, dass dein Geist plötzlich ganz ruhig wird? Dich erfüllt eine tiefe Freude, plötzlich ist nichts mehr wichtig als dieser Moment und der kennt keine Zeit. Leider ist er bei den meisten nur von sehr kurzer Dauer. Zu sehr treibt uns unsere innere Unruhe zu neuer Rastlosigkeit und unablässig hämmern äußere Einflüsse auf uns ein. Straßenlärm, hektisches Gedränge, allgegenwärtig flimmernde Bildschirme, deren Botschaften wir schon nicht mehr bewußt wahrnehmen uns aber doch bis unser Inneres vordringen.
In Luang Prabang kannst du diesem inneren Frieden sehr nahe kommen, wenn du es willst. Fühle die feierliche Stille des Almosenrundgangs vor Tagesanbruch, durchwandere die ruhigen Straßen und setze dich ruhig in einem der vielen Tempel nieder. Schalte dein Smartphone aus, die Internet Verbindungen sind sowieso nicht so toll, und vergiß einfach, dass du ein Westmensch des 21. Jahrhunderts bist.
Die Attraktionen
Ich schrieb bereits eingangs, dass es die eigentlich nicht gibt, auch die Gesamtheit sehr zu recht in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Luang Prabang hat bewegte Zeiten hinter sich und ist Ende des 10 Jahrhunderts komplette gepludert und abgebrannt worden.
Wie durch ein Wunder blieb der Wat Xienthong am Ufer des Mekong verschont. Er stammt aus dem Jahr 1560 und ist ein wirklich beeindruckender Ort. Für den, der es fühlen kann, ansonsten ist er halt nur weiterer alter Sakralbau. Alles andere in Luang Prabang datiert aus dem 19 Jahrhundert und der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts. Danach begann der Einfluss der Franzosen in Indochina zu bröckeln und es tat sich nicht mehr viel in Laos. Außer, dass es im Vietnamkrieg schwer geschädigt wurde.
Es werden allerhand Ausflüge in die Umgebung angeboten und so ziemlich jedes Tuk-Tuk trägt die Aufschrift “Waterfall – Cave – Elephant Camp”. Das ist das Programm und nach Stunden schlecht gefederter Fahrt auf holprigen Straßen erwarten dich Scharen gleichgesinnter Rucksackträger, die auch alle auch im Wasserfall baden wollen, oder mit Elefanten schwimmen möchten. Vielleicht hat es ja therapeutische Wirkung. Ich finde, die Tiere stinken fürchterlich und ihre Haut fühlt sich an wie Sandpapier.
Vor Jahren war die Höhle von Pak Ou noch wirklich sehenswert. Sie liegt 2 Stunden Bootsfahrt nördlich von Luang Prabang in einem schroffen Felsen über dem Mekong und es sind dort über 2.000 Buddha Statuen in allen Größen aufgestellt. Bei meinem letzten Besuch lagen bereits ein halbes Dutzend Boote dort und der Aufstieg in die Höhle war nicht mehr möglich. Schade, oder auch nicht. So bleibt mehr Zeit in der Stadt einfach nichts zu tun!
Gastronomisches…
Wie zum Beispiel ein paar Stunden beim Genießen einer Lao Fondue verbringen.
Die Küche in Luang Prabang schmeckt hervorragend. Besonders dadurch, dass sich hier Einflüsse aus dem nahen China und dem ebenso nahen Thailand mit jenen aus dem fernen Frankreich vermischen.
So gibt es zum Beispiel wirklich hervorragende Baguettes und allerlei süße Verführungen. Doch finde ich es schade, sich mit etwas vollzustopfen, das wir ohnehin aus Europa kennen und obendrein ziemlich ungesund ist.
Ich habe selten mit derartigem Genuss schlichten Kopfsalat gegessen wie hier. Er wächst in der Trockenzeit (Winter) an den sandigen Ufern des Mekong. Im Frühjahr steigt der Wasserstand und reisst die Felder einfach mit, um beim erneutem Sinken frischen Boden zu hinterlassen. Alles was hier wächst ist traumhaft gut, erst recht der Fisch aus den zahlreichen Flüssen.
Hier meine persönlichen Favoriten: