Siam Reap und die Tempel von Angkor

Eigentlich meide ich Sehenswürdigkeiten, doch für diese beeindruckenden Zeugnisse der Vergänglichkeit von menschlicher Macht und Größe habe ich wieder mal eine Ausnahme gemacht. Immerhin ist  vom alten Rom nicht so viel übrig geblieben, wie von dieser einstigen Millionenstadt im tropischen Dschungel. Das ist eine Reise wert.

Einmal in Bangkok, ist es auch nur eine knappe Flugstunde zum Siam Reap International Airport. Die Stadt liegt wiederum nur wenige Kilometer von dem riesigen Tempelareal entfernt.

Siam Reap Airport
Übersichtlich, der Flughafen von Siem Reap

Die Einreise ging dank vorher online beantragtem Visum erfreulich schnell und angesichts der draußen herrschenden drückenden Hitze war ich auch sehr dankbar für den vorab gebuchten Transfer im klimatisierten Geländewagen.

Mein Tipp Visum vorab online beantragen erspart lange Schlangen  bei der Einreise!

Spartanische Gästehäuser gehören für mich zu einem früheren Leben, diesmal habe ich mich für das Meridien Angkor entschieden. Nicht zuletzt, weil mir noch genau eine Nacht in einem Marriott Hotel fehlte, um die 16 Nächte für die Marriott Platinum Status Challenge voll zu machen. -> Link zu meinem Artikel
Gerade weil Reisen für mich Alltag ist, lege ich etwa sehr großen Wert auf eine bequeme Sitzgelegenheit zum Arbeiten. Während ich diesen Artikel schreibe, ist mir das geradezu schmerzlich bewußt. Das Meridien bietet genau diesen Komfort und dazu einen riesigen Pool. Dafür muss ich auf den Zauber Asiens verzichten und Mariah Careys Weihnachtslieder ertragen. Letzteres ist wirklich zu grausam.

Meridian Angkor Pool
Meridian Angkor Pool

Im Hotel gibt es keinen Geldautomaten, so dass ich etwa zwei Blocks auf der Hauptstraße laufen muss, um mich mit Dollars zu versorgen. Die Landeswährung ist hoch inflationär und ich tue mich etwas schwer beim Rechnen mit hohen Summen wenn es dabei nur um den Gegenwert einer Flasche Wasser geht.

Mein Tipp Am Geldautomaten US-Dollar wählen.

Wann immer du als Ausländer in Siem Reap auch nur wenige Meter zu Fuß gehst, hörst du auf Schritt und Tritt die Worte „Tuk-Tuk?“ Ich beginne ein Gespräch mit einem der Männer und stelle erfreut fest, dass er ziemlich gut englisch spricht. Wir werden uns daher schnell einig, für $15 pro Tag wird mich Mr. Vanna die nächsten Tage überallhin fahren. Stunden auf mich warten, während ich mich schwitzend durch Tempelruinen schleppe, oder an einer Bar ausruhe.

An Hotelrezeptionen wird dir gern der Lieblings Cousin, oder einfach derjenige vermittelt, der am meisten Provision zahlt. Sprach- oder Ortskenntnisse sind mithin kein Kriterium für diese Empfehlung und du kannst dich im schlimmsten Fall für einen überhöhten Preis mit Verständigungsschwierigkeiten herumärgern.

Tuk Tuk, das Taxi Asiens
Das Taxi Asiens, in jedem Land verschieden

Mein Tipp Tuk-Tuk Fahrer selbst aussuchen und nicht über die Hotelrezeption buchen

Phanha Khmer Restaurant
Ausgezeichnet! Phanha Khmer Restaurant

Seine Restaurant Empfehlung für ein spätes Mittagessen ist auch bereits ein Volltreffer. Das Phanha Khmer bietet wirklich gute landestypische Küche. 

Ich entscheide mich zuerst für einen grünen Papaya Salat mit geräuchertem Trockenfisch und anschließend Fish Amok, ein Fischcurry mit Khmer Gewürzen. Siem Reap liegt zwar weitab vom Meer, doch sehr nahe am Tonle Sap See, einem Binnengewässer riesigen Ausmaßes. Fisch und Meeresfrüchte sind daher fangfrisch und von hervorragender Qualität. Mir kommt besonders zugute, dass Süßwasserfische nicht nach Fisch schmecken, denn eigentlich mag ich keinen Fisch.

Tempel, Tempel, Tempel…

Alle kommen wegen der Tempel nach Siem Reap, doch ohne Ticket kommst du nicht mal in die Nähe eines Tempels. Diese Tickets gibt es auch weder online, noch an der Hotelrezeption, sondern nur persönlich im Ticketoffice. Das wiederum liegt ziemlich weitab, außerhalb der Stadt. Mr. Vanna schlängelt sein Tuk-Tuk sehr bedächtig und defensiv durch den dichten Verkehr.

Es ist knapp nach 16 Uhr als wir dort ankommen, die Verkaufsstelle schließt um 17 Uhr und außer mir ist niemand in der geräumigen Halle. Ich kann mir einen Schalter aussuchen und lasse mich lachend fotografieren, darum wird ausdrücklich gebeten. Das Ticket kostet 62 Dollar für drei Tage, was nicht gerade ein Lacher ist. Damit ich nicht auf die Idee komme, es weiter zu verkaufen, oder zu verleihen, trägt es mein lachendes Konterfei.

Eintrittsticket zu Angkor Wat

Mein TippTicketverkauf möglichst am späten Nachmittag aufsuchen

Wohin zum Sonnenuntergang?

Danach kommt auch schon die Frage auf, wo ich den Sonnenuntergang erleben möchte. Hier geht alles darum, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein um unsterbliche Bilder zu machen. Natürlich wollen Tausende anderer Touristen genau das Gleiche…

Die Hotspots sind daher bereits Stunden vor dem kosmischen Ereignis besetzt und wer zu spät kommt, wird außer Rucksäcken nicht mehr viel zu sehen bekommen. Mr. Vanna schlägt mir daher einen Hügel im Süden der Stadt vor, von dem aus man mit etwas Glück den Sonnenuntergang über dem Tonle Sap See sehen kann.

Phnom Khron

Nach gut 20 Minuten Fahrt sind runde 20 Minuten Aufstieg und ein wenig Kletterei zu bewätigen, um an die Stelle mit der besten Aussicht zu gelangen. Es lohnt sich und außer mir sind nur ein paar junge Mönche dort, die sich mit Ihren Smartphones gegenseitig und selbst fotografieren.

Mein TippSonnenuntergang auf dem Phnom Korn statt am Phnom Bakheng

Angkor am Morgen

Für das obligatorische Angkor Wat Bild mit der Spiegelung im Seerosenteich musst du ganz wörtlich früh aufstehen. Die Sonne geht zwar nahe der Wintersonnwende erfreulich spät (6:20 Uhr) auf, doch wenn sie erstmal aufgeht, ist es auch schon zu spät um die richtige Stimmung einzufangen. Die guten Plätze am Rand des südlichen Teiches sind knapp. Eine gute Stunde vorher solltest du mindestens dort sein und die Anfahrt im Tuk Tuk dauert eine halbe Stunde. Mein Wecker klingelt um 4:30.

Gedränge zum Sonnenaufgang
Großes Gedränge am fotografischen Hotspot

Einmal in Angkor angekommen ist es schwärzeste Nacht, Straßenbeleuchtung gibt es nicht. Wo geht es denn nun hin? Ich habe keine Ahnung und stolpere im Licht meiner Smartphone Taschenlampe vorwärts. Der Untergrund schwankt, es geht über eine schwimmende Brücke aus Kunststoffelementen.

Ein freundlicher Kambodschaner spricht mich an und bietet seine Dienste als Führer an, 20 Dollar für 2 Stunden. Ich einige mich mit ihm auf die Hälfte, damit er mich nur zu diesem blöden Teich bringt. 

Leider bin ich bei weitem nicht der Erste dort, finde aber trotzdem noch einen halbwegs guten Platz um mein Stativ aufzustellen. Es drängeln sich jedoch immer mehr Leute vor, chinesische Reisegruppen stellen sich ins Blickfeld, oder rammen mein Stativ. Auch der lang ersehnte Sonnenaufgang ist dann nicht  so farbenprächtig wie auf anderen Fotos. Nächstes Mal schlafe ich einfach aus und erspare mir das.

Mein Tipp Besuche Ta Prohm am frühen Morgen und Bayon  am Nachmittag

Angkor Wat Tempel gespielt im Wasser
Tempel Ansicht im Sonnenaufgang
Weibliche Figuren in der Tempel Wand eingraviert
Tempel Ruinen im Sonnenaufgang

Dank der frühen Stunde bin ich unter den ersten, die das Gelände betreten dürfen. Doch auch das sind schon ziemlich viele für meinem Geschmack. Außerdem wird es nun sehr schnell heiß.

Besichtige Angkor  besser an einem späten Nachmittag, das Abendlicht ist wunderschön, wie du am letzten Bild der Galerie sehen kannst.

Bayon und Ta Prohm

Insgesamt lassen sich in zwei oder drei Tagen nicht alle Tempel des Areals besuchen. Es sind einfach zu viele und sie liegen zu weit verstreut. Wer nicht ein wirklich kunsthistorisch engagierter Oberstudienrat ist, für den reichen die drei Highlights völlig aus: Angkor Wat, Bayon und Ta Prohm. Man stelle sich nur vor, alle französischen Kathedralen in nur drei Tagen besichtigen zu müssen!

Auch sehr schön, doch fast eine Stunde Fahrt mit dem Tuk-Tuk entfernt ist Banteay Srey, der Frauentempel aus rotem Sandstein.

Gesichter der Tempel von Angkor Wat
Ein Tempel mit Baugerüsten
Baumwurzeln über den Tempeln von Tah Prohm
Ein Baum wächst über einen Tempel
Baumwurzeln über den Tempeln von Ta Prohm
Touristengruppe stehend in Angkor Wat

Mein Tipp Besuche Ta Prohm am frühen Morgen, Bayon im Abendlicht

Wesentlich mehr als Angkor Wat beeindruckt mich Bayon mit seinen Türmen, an denen kolossale Buddha Gesichter in alle vier Himmelsrichtungen zeigen. 

Für mich von geradezu berauschender Schönheit ist jedoch der von majestätischen Bäumen überwucherte Ta Prohm. Mein absoluter Favorit und wirklicher Grund für meine zweite Reise nach Angkor.

After Temple Party

Rund um die 7. und 8. Straße ist jeden Abend der Bär los. Die Kneipenmeile Pub Street  bietet, was jede Touristenhochburg zu bieten hat. Am Flußufer finden sich eine Reihe ruhigerer, sehr hübscher Lokale und Stände mit Streetfood.

Pub Street Siem Reap

Eine lohnenden Alternative dazu ist  der kambodschanische Night Market. Ganz in der Nähe des Ticket Verkaufsstelle kaufen und feiern die Einheimischen. Kilometerweit reihen sich links und rechts der Straße die Verkaufsstände aneinander, in der Parallelstrasse Garküchen und einfache Restaurants in denen eine überaus leckere Art Fondue serviert wird.

Night market in Siem Reap
Essensstand in Sieam Reap

Mein Tipp Genieße ein Khmer Barbecue auf dem Night Street Market beim Ticket Office

Fliegen in der Norwegian Premium Class

Von Madrid nach Bangkok in der Business Class, oneway für ganze 640 Euro! 

Das ist schon ein Wort, der gleiche Flug mit Lufthansa/Thai Airways hätte mein minimalistisches Budget mit rund 900 Euro mehr belastet. Nach einigem Hin und Her und einem bisschen Recherche im Internet, konnte ich nicht widerstehen und habe gebucht.

Der Flug nach Bangkok startet in Stockholm, was soll’s? Ob ich nun von Madrid aus zuerst nach Frankfurt fliege, oder zwei Stunden länger nach Schweden, ist ein Zugeständnis an den Preis.

Der Zubringer war auch wirklich angenehm, vor allem dank der Internet Verbindung an Bord. Norwegian ist eine der wenigen Airlines, die kostenloses WiFi anbieten.

In der Norwegian IKEA Lounge

Norwegian Lounge Stockholm
IKEA feeling in der „VIP Lounge“

Etwas Ernüchterung stellt sich beim Betreten der Lounge in Stockholm ein. Immerhin wären hier fast 3 Stunden zu verbringen. Leider spart Norwegian Airlines auch an der Heizung. Von wegen schwedische Gemütlichkeit, es ist ziemlich frisch hier drinnen. Rein physisch und optisch sowieso.

Køttbullår! Echt jetzt?

Einen Sechskantschlüssel gab es zwar nicht zum Speiseangebot, doch statt dessen ganz ernsthaft Instant Ramen im Styroporbecher und Minestrone aus der Tüte zum Aufgießen. Die unvermeidlichen Fleischklopse waren ganz passabel, der Pasta Salat furchtbar trocken und das Grünzeug daneben habe ich erst gar nicht probiert.

An Bord in der Premium Class

Boeing 787 Dreamliner

Einer der Gründe, warum ich mich trotz meiner anfänglichen Skepsis für Norwegian entschieden habe, war die Tatsache, dass auf sie auf Langstreckenflügen neue Boeing 787 „Dreamliner“ einsetzen. Im Frühjahr hatte ich diesen Typ bei Qatar Airlines kennengelernt und spektakulär gut gefunden.

Leider gab es beim Boarding keine separate Schlange für die „Premium Class“, so dass ich mir einige böse Blicke und „hinten anstellen!“ Rufe eingefangen habe. Ich habe ein dickes Fell, doch mich für Privilegien rechtfertigen zu müssen macht keinen Spaß.

Premium Class Kabine von Norwegian

Der Flieger mag brandneu sein, doch die Bestuhlung macht auf Anhieb nicht diesen Eindruck. Vor 20 Jahren sah es in der Business Class so aus, heute darf man mehr erwarten.

So richtig lang machen kann ich mich hier nicht.

Weit entfernt ist das von den „Lie-flat Sitzen“ der Konkurrenz. Für meine eher kurzen Beine geht es gerade noch, viel schlimmer ist allerdings die viel zu stark begrenzte Rückenneige. Hinzu kommt, dass die Sitze nicht elektrisch verstellbar sind und die Fußstütze sehr schwer auszufahren ist.

Nix für Gourmets, die Norwegian Premium Bordverpflegung 

Das Design der schwarzen Dinnerbox ist noch recht cool, beim Aufklappen gibt sie jedoch den Blick auf eine Packung mit Aludeckel frei, die mich stark an die Notrationen der Bundeswehr erinnert. 

Sorgfältig versteckt in einer ebenfalls elegant schwarzen Papierhülle findet sich ein durchsichtiges Plastikbesteck, wie man es von der Currywurstbude auf der Kirmes kennt. 

Wer möchte so etwas essen?

Es war dunkel im Flieger, bitte entschuldigt die miese Bildqualität. Sie wird jedoch dem Inhalt der Plastikbox gerecht. Schärfer möchte diese Gemeinheit niemand sehen, geschweige denn essen. Bordverpflegung ist selten ein Highlight, doch das hier setzt einen neuen Tiefpunkt. 

Zu allem Überfluss schwappte die fette Tunke des „Hühnchens“ beim Öffnen über den Rand der Plastikschale und ergoss sich über meine Hose. Das freundliche Bordpersonal gab mir zur Behebung des Malheurs eine Reihe von Tüchern in Folienbeuteln zum Aufreißen. Leider mochte das mit meinen fettigen Fingern nicht so recht klappen….

Schlaflos über den Wolken mit Norwegian Premium

Zum Trost wollte ich mir einen Whisky gönnen, doch seit dem 01.12. 2018 sind alle Spirituosen bei Norwegian kostenpflichtig. 

Kein Problem, allerdings nimmt das Personal weder Geld noch Kreditkarten entgegen. Zum Bestellen von „Extras“ (dazu gehören auch Sandwiches) muss der Monitor des Unterhaltungssystems aus der Versenkung zwischen den Sitzen gefischt werden, damit man zwischen (veralteten) Filmen und (wenig) Musik den Online Shop für den Bordservice finden kann.

Dort werde ich nach einigem Suchen fündig und bestelle mir einen Jack Daniels für $6,50. Kreditkarte durch den Schlitz am unteren Rand des Displays durchziehen (ohne Taschenlampe unmöglich) und warten… Irgendwann kommt tatsächlich der Steward und bringt das Gewünschte. Natürlich in einem Plastikbecher.

Mein Nachbar, kein online Unternehmer, war von diesem Prozedere komplett überfordert, ich habe ihm gerne geholfen. Denn der Flugbegleiter hatte weder Zeit noch ausreichende Sprachkenntnisse dafür.

 Wollt Ihr mich veräppeln?

Obwohl ich inzwischen sehr müde bin, gelingt es mir nicht zu schlafen. Ich suche eine bequeme Haltung, doch es gibt sie einfach nicht. Der Neigungswinkel der Rückenlehne ist nur unbedeutend größer als jener in den „Holzklassen“, viele Meilen weit entfernt von Komfort. In solchen Sitzen wird jeder Flug elend lang.

Meinen Nachbarn geht es offensichtlich nicht besser, die ganze Nacht über herrscht Unruhe in der Kabine. Leselichter und helle Monitore stören zusätzlich. Dafür läßt ein Wackelkontakt in der Stromversorgung läßt mein MacBook viel zu früh dunkel werden. Nicht so schlimm, denn Internet gab es auch keines, das bietet Norwegian nur auf denn Kurzstrecken an. Macht Sinn, oder?

Geiz ist nicht geil. Nie wieder Norwegian! 

Fazit: Wir sind sicher und pünktlich angekommen. Das ist gut, doch auch schon alles. Ansonsten war das Erlebnis rundum enttäuschend.

Während ich diesen Artikel schreibe plagt mich noch immer ein heftiger Jetlag. Auch am zweiten Tag nach dem Flug ist an konzentrierte Tätigkeiten nicht zu denken. Genau das ist es aber, weswegen sich viele dafür entscheiden einen Flug in der Business Class zu buchen.

Die gebotene Leistung war sogar für den niedrigen Preis inakzeptabel. Für noch weniger Geld bieten Airlines wie Emirates oder Qatar in der Economy gleichen Komfort bei erheblich besserem Serviceangebot. 

Bezeichnend: die Follow-up E-Mail von Norwegian enthielt keine der üblichen Umfragen zur Zufriedenheit, sondern lediglich Werbung für Sonderangebote. Wahrscheinlich wissen die Marketer bei Norwegian ganz genau wie dürftig ihr Angebot ist.