Bangkok für Leib und Seele

Als ich diese Stadt zum ersten Mal erlebt habe, war ich geschockt. Sie erschien mir chaotisch, dreckig, stinkend und zudem voller Bauernfänger, die auf nichts anderes aus sind, als dich abzuzocken. Inzwischen weiß ich nicht mehr, wie oft ich schon hier war und Bangkok ist mir genauso heimisch geworden wie Berlin oder Barcelona. Ich liebe es inzwischen! 

Mein bevorzugter Kiez ist der Bangrak Distrikt. Ein quirliges Geschäftsviertel mit Bürogebäuden, einer Vielzahl an guten Hotels und Restaurants und einer riesigen Auswahl an Streetfood Ständen. Die Silom und Sathorn Road sind belebte Straßen, auf denen man sich vor lauter Verkaufsständen kaum zu Fuß vorwärts bewegen kann. Dazwischen findest du jedoch ruhige kleine Straßen, die fast dörflich wirken.

Um die Mittagszeit laden dort Dutzende von Garküchen zum preiswerten und leckeren Essen ein.

Gleich um die Ecke gibt es zwei Skytrain Stationen von denen aus sich die Stadt schnell und bequem erkunden läßt. Fahre bis zur Thaksin Brücke und nimm von dort aus das öffentliche Boot, das dich zu beliebten Destinationen wie Wat Pho, Königspalast und Khan San Road bringt.

Fahre in Bangkok mit den öffentlichen Verkehrsmitteln

Permanenter Verkehrsinfarkt

Vom Flughafen in die Stadt kannst du noch ein Taxi nehmen. Selbst für diese rund 25 Kilometer wirst du zwischen 45 Minuten und einer Stunde unterwegs sein. Es ist dennoch bequemer, als mit Gepäck mehrfach umzusteigen. Besonders dann, wenn die Züge auch voll sind. Die Fahrt kostet inklusive der Maut für die Schnellstraße etwa 400 Baht, rund zehn Euro. Manche Fahrer bieten dir einen Pauschalpreis von 500 Baht an, gönne es ihnen. Mehr solltest du jedoch nicht zahlen, auch wenn Limousinentransporte für das Vierfache angeboten werden.

Mein Tipp

 Nimm dir für rund 10 Euro  ein Taxi, um vom Flughafen ins Zentrum zu kommen.

Stau beim Siam Centre
Stau am Abend
Unterwegs im Tuk Tuk
Bangkok Skytrain am Abend
Überfüllter Skytrain
Stau in Chinatown
Mein Tipp

Taxi vom Flughafen in die Stadt, dann nur noch Bahn oder Boot

Bangkok Tuk Tuk

Das fröhlich bunte Tuk-Tuk ist nachgerade zu einem Wahrzeichen Thailands geworden. Trotzdem kann ich dir nicht guten Gewissens zu einer Fahrt raten. Als alter Biker bin ich grundsätzlich der Meinung, dass Sicherheit nur etwas für Feiglinge und Beamte ist. Die Chancen nach einem noch so minimalen Unfall unverletzt aus einem Tuk-Tuk zu klettern erscheinen jedoch selbst mir als zu gering.

Hinzu kommt die räuberische Gesinnung der meisten Tuk-Tuk Fahrer. Sie werden von dir als vermeintlich unwissendem Touristen ein Mehrfaches dessen verlangen, was ein Taxi kosten würde. Oder, sie nennen einen enorm günstigen Kurs und schleppen dich dafür in alle möglichen Ramschläden, weil sie dafür Benzingutscheine bekommen. 

Einer dieser Gangster hat ich am Vorabend des Valentinstages mit meiner Freundin in eine Diamantenhölle geschleppt. Mein einziges Glück war, dass sie keinen Schmuck mochte. Sonst wäre ich dieser Situation kaum ohne erhebliche emotionale oder finanzielle Verluste entkommen.

Mein Tipp

Vorsicht mit Tuk Tuks. Vereinbare einen niedrigen Preis und lass dich nicht auf Stops ein.

Irdisch spirituell

Buddha Statuen im Wat Pho
Buddha Statuen im Wat Pho
Hausaltar eines Hochhauses
Hausaltar eines Hochhauses
Unter Anleitung betende Kinder
Unter Anleitung betende Kinder
Betende am Erawan Schrein
Betende am Erawan Schrein
Heiliger Banyan Baum
Heiliger Banyan Baum
Aufstieg zum Golden Mount Tempel
Aufstieg zum Golden Mount Tempel

“Land des Lächelns” wird Thailand genannt. Zu einem guten Teil ist dieses Lächeln durch die vorherrschende  buddhistische Haltung geboten. Geboten ist eigentlich schon zu viel gesagt, denn der Buddhismus kennt keine Gebote und nur ganz wenige Verbote. Das meiste sind Empfehlungen nach dem Motto: “Du wirst schon sehen, was du davon hast wenn du es anders machst”. 

Als eine von fünf Nationen hat Thailand den Buddhismus der Theravada Schule zur Staatsreligion gemacht. Ich halte wenig vom Staat und noch viel weniger von seiner Verknüpfung mit einer Religion. 

In dem Fall ist es allerdings weniger schlimm, denn die buddhistische Philosophie kennt keinen Gott, sondern setzt stark auf die Eigenverantwortung des Einzelnen und die Toleranz und Güte gegenüber anderen Lebewesen. Es schadet auch wirklich nicht, wenn bereits Kinder lernen zu meditieren. Sie wachsen zu geduldigeren und angenehmeren Mitmenschen heran.

Es wundert mich lediglich, wie die buddhistische Staatsreligion mit der Todesstrafe zu vereinbaren ist. “Christliche” Nationen schaffen diesen Spagat allerdings auch, bei genauso deutlichem Tötungsverbot. 

Der Buddhismus vermischt sich mit Resten der alten animistischen Religion. In Bangkok wirst du an jeder Ecke einen Tempel finden, jedes Gebäude hat seinen Haustempel, in welchem Reis und Früchte als Opfergaben dargebracht werden. Straßenkatzen und Vögel sind gut genährt. Überall schwebt der Geruch von Räucherstäbchen und bei aller Eile sind die Thai höflich und achtsam. Selbst im übelsten Gedränge in der Stadtbahn, lacht man sich an. Es ist eben so, wie es ist, du kannst es nicht ändern und es wird ganz alleine vorüber gehen. Also akzeptiere es mit einem Lächeln. Ein grimmiges Gesicht macht alles nur schlimmer, oder? Welch ein angenehmer Unterschied zu europäischen Städten!

Himmlisches Essen

Bangkok Fried Chicken
Flussgarnelen auf dem Grill
Flussgarnelen auf dem Grill
frische Früchte an jeder Ecke
Köstliche Früchte
Spießchen
Spießchen
Strassenrestaurant
Strassenrestaurant
Hier gibt es Huhn mit Reis
Hier gibt es Huhn mit Reis

Zu einen anderen Teil wird die gute Laune der Thai sicherlich auch an dem riesigen Angebot geradezu himmlischer Speisen liegen. Auf Schritt und Tritt wird gesotten, gebraten und frittiert, überall mischen sich verführerische Düfte mit den Abgasen den vorbeirollenden Verkehrs. Die  kulinarische Szene spielt sich hauptsächlich auf der Straße ab. Jeder zweirädrige Karren ist ein Restaurant für sich, in engen Durchgängen laden wackelige Klapptische mir bunte Plastikhockern zum Verweilen ein. Teller und Schalen sind aus robustem wiederverwendbarem Kunststoff, das Besteck aus dünnem Metall. In Bangkoks Garküchen  herrscht nicht die sonst übliche Wegwerfkultur.

Leider wird dieses Geschirr allerdings auch ohne fließendes Wasser gespült. Nimm reichlich Knoblauch, Chili und Ingwer, das sind natürliche Antibiotika. Nicht umsonst wird in tropischen Ländern höllisch scharf gegessen. Wirklich meiden solltest du jedoch alle Getränke mit nicht industriell hergestellten Eiswürfeln (diese sind an ihrer Größe zu erkennen). Ich habe bisher noch jede Ausnahme von dieser Regel mit ein paar Tagen Beschwerden gebüßt.

 Zwei, maximal drei Spezialitäten sind an einem Stand  im Angebot und werden frisch vor deinen Augen angerichtet. Wer keine Lust darauf hat, zieht einfach weiter. Meine erste Mahlzeit habe ich diesmal auf der Convent Road eingenommen, bei einem Stand, der nichts weiter bietet als gekochtes Huhn. Überaus köstliches, gekochtes Huhn! Dazu Reis und die gehaltvolle Brühe, mehr muss ich nicht haben. Kosten: etwa 1,10 Euro. Frische Mango oder Ananas? Für rund 50 Cent wirst du glücklich.

Mein Tipp

Streetfood ist ok, akzeptiere aber sicherheitshalber keine Getränke mit Eis

Sehenswertes Leben

Vielleicht hast du es schon gemerkt: Ich halte Sehenswürdigkeiten für weit überschätzt, weil ich mir als Kind zu viele Kirchen ansehen musste. Ich meide sie nachgerade, seit günstige Flüge und Pauschalarrangements dafür sorgen, dass man an diesen Orten nicht recht viel mehr zu sehen bekommet als Horden geschmacklos gekleideter Menschen.

In Bangkok herrscht überall Gedränge, doch gibt es nur relativ wenige von den überlaufenen “Must Sees”. Bleib dem Königspalast samt Smaragdbuddha fern und quetsch dich nicht in die Halle des riesigen liegenden Buddhas von Wat Pho. Der Rest der Stadt ist zuweilen einfach wunderschön, ansonsten hoch interessant.

Sonnenuntergang hinter Wat Arun
Sonnenuntergang hinter Wat Arun
Mönch beim Übersetzen über den Chao Praya
Mönch beim Übersetzen über den Chao Praya
Bild des Königs an Hausfassade
Bild des Königs an Hausfassade
Thai Boxkampf
Thai Boxkampf
Hinterhof im Pat Pong Viertel
Hinterhof im Pat Pong Viertel
Boytown
Boytown

Lass dich einfach durch diese Stadt treiben. Erfahre ihre Dreidimensionalität, die mich immer wieder fasziniert.

Auf der Straßenebene spielt sich der Kampf ums Überleben ab, der mörderische Verkehr mit seinem Lärm und Abgasen. Mittendrin die Tuk-Tuk Fahrer, Straßenhändler, Garküchen und Bettler.

Wenige Meter darüber läuft der Skytrain. Klinisch sauber, organisiert und klimatisiert werden die Angestellten zur Arbeit transportiert. Auf der gleichen Ebene Shopping Mails, die alles bieten, was das Herz begehren kann. Teilweise einen unerhörten Luxus, den wir uns als arme Europäer kaum vorstellen können. 

Darüber türmen sich scheinbar fragile Gebilde aus Stahl und Glas. Die Welt der feinen Hotels mit ihren edlen Restaurants und Bars. Der luxuriösen Büros, in denen viel Geld verdient wird. Das Leben der oberen Etagen..

Bangkok bei Nacht

Mit diesem Blick lebe ich derzeit, wohl bewußt dass ich schon mit meiner Geburt sehr viel Glück hatte und seitdem ein paar richtige Entscheidungen getroffen habe. Wenn du das hier liest, denke ich mal, dass auch du bereits viel Glück hattest. Danke deinem Karma und habe auch du den Mut, die Dinge anders zu machen als die Meisten.

Es gibt noch höhere Etagen, da muss man erst gar nicht hin. Auf der Straßenebene habe ich schon gelebt und ich kann dir versichern, dass es auch nicht so schlimm war, als dass du  davor Angst haben müsstest.

Vielleicht ist es das, was ich an Bangkok so liebe. Höhen und Tiefen liegen auf wenigen Quadratmetern eng beisammen. Diese Stadt zeigt dir das Leben auf Schritt und Tritt und es ist überall gleich lebenswert.

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